„Gemüse wie gekochtes Zeitungspapier, Puddings wie Kleister.
Sehen wir uns einmal an, was man ein good English dinner nennt. Suppe kennt man im Allgemeinen nicht oder versteht sie nicht zu bereiten, ausgenommen die schwere ox-tail-soup, einen Nachläufer der spartanischen Blutsuppe. Das Gemüse, lediglich Kohl oder andere grüne Ziegen-Delicatessen, wird in heißes Wasser gelegt und ohne die geringsten Zutaten aufgetragen; so, das heißt im Geschmack von gekochtem Zeitungspapier nicht wesentlich verschieden, wird es zusammen serviert mit dem allerdings vorzüglichen beef oder mutton, welches unveränderlich wie vor 2000 Jahren über dem Feuer geröstet wird. Riesenkartoffeln von der Größe eines Kindskopfes und schauderhafter Qualität bilden die Beigabe, leider nicht die einzige, denn daneben figuriert der beliebte York-Shire-Pudding, ein halb roher, fett-klitschiger Mehl- oder Brotteig, von der Species jener berüchtigten National-Kleisterspeisen, die den sicheren Ruin jedes continentalen Magens bilden, besonders der der sanitäts-polizeiwidrige Weihnachtspudding (plum pudding), der vier Wochen hindurch täglich gerührt wird und, mit Brandy (Schnaps) begossen, brennend auch auf die vornehmste Tafel kommt; und wie die Legion all jener Teufelskleister heißen mag. Nicht mindere Schrecken wohnen in den verschiedenen pies, Pasteten, wie man sie euphemistisch nennt, einem in kleine Schüsseln gepressten, fettig rohen Klebestoff (immer dasselbe in Grün), der allerhand Fleischreste, im günstigsten Falle Apfelbrei, umschließt. Flussfische außer Lachs kommen gar nicht auf den Markt, Seefische versteht man nicht zu bereiten. Nimmt man für das Frühstück Speck, Eier oder Grütze, sonst noch chops und steaks hinzu, so hat man alle culinarischen Leistungen beisammen, über welche das erste und vornehmste Culturvolk verfügt.“
Artikel aus „Neue Freie Presse“ vom 31.7.1890
So, jetzt aber im Ernst: Dieses Vorurteil hält leider bis heute. Und es ist grundfalsch!
Wir haben selten so gut gegessen wie in England! Das ist kein Witz, sondern Realität. Gerade in Südengland hat sich eine ganz tolle Restaurantkultur herausgebildet, in der ganz viel Wert auf frische Zutaten, lokale Produkte, hausgemachte Zubereitung und geschmackvolles Essen gelegt wird.
Aus urheberrechtlichen Gründen veröffentlichen wir hier auf dieser Website keine Speisekarten südenglischer Lokale, aber alleine unsere Lokalempfehlungen (es sind nur deshalb so wenige, da wir es oft nicht angemessen finden, in Restaurants und deren Essen zu fotografieren!) mit ihren Links geben schon mal einen schönen ersten Eindruck.
Und im Zweifelsfalle: Einfach ausprobieren und selbst ein Gespür entwickeln – es läßt sich wirklich viel Tolles finden!