England ist die Heimat der modernen Toilette mit fließendem Wasser, dem „water closet“ (WC). So entwickelte bereits 1596 der Engländer Sir John Harrington die erste Toilette dieser Art, die aber schnell wieder in Vergessenheit geriet. 1775 erfand dann der schottische Mechaniker Alexander Cumming das S-förmige Abflussrohr (Siphon), das in ähnlicher Form noch heute gängig ist.
Der kommerzielle Durchbruch gelang dem Wasserklosett aber erst 1851, als der Industrielle George Jennings im Rahmen der Großen Ausstellung im Kristallpalast im Hyde Park in London das erste öffentliche WC zur Verfügung stellte. Die Benutzung kostete 1 Penny (der heutige Wert dieses Preises könnte laut „Measuring Worth“ mit ca. 0,50 Euro angenommen werden), was laut Wikipedia fast 830.000 Besucher begeistert nutzen. Kein Wunder, dass der Ausspruch „to spend a penny“ gleichbedeutend wurde mit einem Toilettenbesuch!
Spannend ist, dass sich gerade in England die Ursprungsversionen von großen Erfindungen teils bis heute halten, wogegen sie in anderen Ländern oft deutlich weiterentwickelt hat. Bestes Beispiel sind die Wasserhähne – wo sich weltweit der Einhand-Mischhebel durchgesetzt ist, gilt dieser in England noch immer als eher exotisch und man belässt es auch in Neubauten lieber bei klassischen zwei Hähnen für heißes und kaltes Wasser in herkömmlichen Design:
Eine Besonderheit ist auch die Warmwasserversorgung für die Dusche. Einen zentralen Boiler oder Therme gibt es oft nicht. Stattdessen wird direkt in der Dusche ein mit normalem Strom (230 Volt!) betriebener Durchlauferhitzer verwendet. Was als gute Idee erscheint – das warme Wasser ist stets „on demand“ vorhanden – ist in der Realität ein sicherlich gesundheitsfördernder Wechsel von warmen und kalten Wasser. Denn erstmal dauert es, bis die zum Erwärmen des Wasser notwendige Temperatur des Geräts erreicht ist und dann schaffen viele Geräte keinen hohen Durchfluß. Wer also kein Tröpferlbad will, bekommt zwar immer wieder heißes Wasser – aber eben auch in gewissen Abständen deutlich kälteres Wasser. Also bitte nicht wundern, warum die Engländer so gesund sind und auch in kaltem Meerwasser so problemlos baden…
Noch ein Praxistipp:
In England ist es üblich, dass elektrische Geräte bei Nichtbenutzung vom Stromnetz getrennt werden. Dazu haben praktisch Steckdosen einen Schalter eingebaut, mit dem das problemlos geht. Bei der Dusche muss es natürlich auch eine Trennung geben, das ist aber aufgrund der Einbauposition des Durchlauferhitzers oft nicht ganz so einfach. Daher hat sich eine pragmatische Lösung eingebürgert: Von der Decke hängt eine Schnur herab, die an einem kleinen Kästchen befestigt ist. Zieht man an ihr, wird der Strom für den Durchlauferhitzer und meist auch für den Abluftventilator eingeschaltet. Nach dem Duschen zieht man erneut und Strom und Ventilator sind sicher ausgeschaltet.
Also bitte nicht wundern, wenn beim ersten Gang unter die Dusche nur kaltes Wasser kommt – die Schnur wurde sicherlich noch nicht gezogen (ist ja auch klar, solche Schnüre kennen wir aus Krankenhäusern etc. und sie sind eine Notfalleinrichtung, mit der Hilfe gerufen werden kann).