Die Grafschaft Kent gilt als Garten Englands – nicht zu unrecht, doch auch die anderen Grafschaften im Osten Südenglands zeichnen sich durch ihre Kleinteiligkeit und herrliche Landschaft aus. Wir wohnen im entzückenden Ort Amberley in der Nähe von Chichester – oder großräumiger gesehen in etwa zwischen Portsmouth und Brighton nicht weit weg vom English Channel (Ärmelkanal). Vom Flughafen London Gatwick sind es hierher gerade mal eine Dreiviertelstunde, von London Heathrow ist es eine gute halbe Stunde länger.
Gelegen ist Amberley inmitten der South Downs, einem Nationalpark (wovon man aber in der Realität kaum etwas bemerkt). Unser Cottage liegt auf einem Privatgrundstück hinter dem Haus der Eigentümer direkt an einem Hang. Ursprünglich ein Barn (Schuppen) mit reetgedecktem Dach wurde es wunderschön hergerichtet und hat eine große Terrasse („Decking“) vor dem Koch-/Esszimmer mit tollem Blick ins Grüne. Kurz: Ein echtes Traumhäuschen!
Passt auch, denn das Wetter wird nun etwas weniger schön. Nicht richtig schlecht oder regnerisch, aber doch sehr bedeckter Himmel und viel Wind. Ganz offen: Wir sind geradezu froh darum, denn so haben wir einen perfekten Grund, endlich einmal nichts zu tun und einfach in aller Ruhe daheim zu sein. Das Wetter die letzten Wochen war so gut, dass es uns nie wirklich daheim gehalten hat und nach über vier Wochen voll Power und viel unterwegs sein sind wir irgendwie doch leicht erschöpft.
Aber natürlich bleiben wir nicht eine ganz Woche nur im Cottage. Ein Ausflug ging in die recht nahe Großstadt Brighton, über deren Attraktivität man natürlich unterschiedlicher Meinung sein kann. Unsere ist: Als wirklich attraktiv können wir die Stadt nicht bezeichnen, auch wenn sie z.B. mit den schmalen „Lanes“ ein paar nette Ecken hat.
Das Gegenprogramm ist nur rund 8 Meilen entfernt: Lewes – eine ganz liebe Kleinstadt, die optisch etwas von der Harveys Brauerei beherrscht wird. Die nette Hauptstraße zieht sich den Hügel hinauf bis zum Castle (allerdings teilweise Ruine).
Wir erkunden weiter unsere Gegend, die South Downs:
Dabei kommen wir auch nach Arundel, den nächsten größeren Ort von unserem Quartier aus. Er wird dominiert von seinem Castle und ist richtig nett:
Auf einer anderen Tour kommen wir dann unvermittelt an einem Cricketplatz vorbei, auf dem gerade ein Spiel stattfindet. Cricket (in den USA in etwas anderer Form als Baseball bezeichnet) ist der Nationalsport in England. Bitte fragt uns aber nicht nach den Regeln!
Dann kommen wir auch nach Petworth, wo wir bereits zweimal in einem B&B gewohnt haben. Diesmal nehmen wir uns endlich die Zeit und besichtigen Petworth House:
Natürlich wandern wir auch wieder. Dafür bietet sich der South Downs Way an, ein ca. 100 Meilen langer Wanderweg quer durch den South Downs National Park. Wir sind nur ein kleines, aber landschaftlich sehr reizvolles Stück gegangen: Ein Weg auf einem Hügelrücken mit dem Meer und Ausläufern der Stadt Brighton auf der einen und viel Landschaft auf der anderen Seite.
Dann zieht es uns aber auch wieder in die bewaldeteren Regionen.
Und schließlich kommt die Sonne doch wieder hervor, der Wind hat sich beruhigt und während Teile Europas von schweren Unwettern überzogen werden, wird es bei uns geradezu sommerlich warm. Lasst uns mal einen kurzen gemeinsamen Spaziergang durch Amberley machen:
Zum Abschied zieht es uns nochmal in Richtung Küste, diesmal in den Ort Bosham. Er liegt zwar nicht direkt am Meer, ist aber Chichester Harbour zugehörig und ein kleines Wassersportzentrum. Wie überall in England ist auch hier der Tidenhub sehr ordentlich, rund 4,5 Meter hebt oder senkt sich der Wasserspiegel viermal am Tag.
Für die Anwohner ist das Leben mit dem Wasser ganz normal. Auch damit, dass bei schlechtem Wetter ein Teil des Dorfes überschwemmt wird. Macht nichts – man setzt das Gartentürl einfach etwas höher an:
Und zum Schluß genießen wir noch den Sonnenuntergang von unserer Terrasse, bevor wir unsere Sachen für die Heimreise packen:
Und damit ist auch schon unser letzter Tag angebrochen: Wir fahren von Amberley ganz nach Osten bis Canterbury, das wir uns in in Ruhe anschauen:
Die Stadt ist teilweise wirklich äußerst nett, obwohl sie im Juni 1942 erheblich durch deutsche Bomben zerstört worden war. Das waren die sogenannten Beadecker Raids bzw. Baedecker Blitz – Vergeltungsangriffe nach englischen Bombardements auf Lübeck und Rostock, bei denen bewußt kulturell bedeutende Städte Englands vernichtet werden sollten. Angeblich sollen die Ziele aus dem seinerzeit populärsten Reiseführer, dem Baedecker, herausgesucht worden sein… Glücklicherweise wurde das Stadtzentrum von Canterbury sehr weitgehend wieder aufgebaut.
Als kleines Highlight haben wir uns entschlossen, eine Bootsfahrt auf den flachen Kanälen der Stadt zu machen. Drei Anbieter gibt es, einer davon ist nur außerhalb im Grünen unterwegs. Von den beiden anderen haben wir uns für den entschieden, der auf superflachen Nachen bzw. Zillen die bequem liegenden Gäste stakt, also mit einem Stock durch die Kanäle schiebt.
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Und das war es dann auch schon wieder. Am nächsten bleibt noch die Fahrt zu den Londoner Flughäfen (1:15 h bis Gatwick, 1:45 h bis Heathrow bei wenig Verkehr) und dann zurück in die Heimat.
Reisetipp:
Wer diese Reise so oder ein wenig anders einmal nachfahren möchte, dem empfehlen wir als Routenplanung unsere „Tour 3 – Der Osten von Südengland„.